Sehr geehrte Damen und Herren,

zuallererst muss ich doch zwei Anmerkungen machen:

1. Eine Richtigstellung!

2. Ein Angebot!

1. Die Richtigstellung: Ein Hallenbad für Kenzingen. Wenn wir darüber diskutieren könnten, dann hätten wir ja mal was richtig in der Kasse. Bis es soweit ist, werden wir weiterhin nur ein Hallenbad erwähnen, um eine Einstiegshilfe am Baggersee zu bekommen. Manchmal sind kleine Erfolge schon große Schritte. Die ABL wird aufpassen, dass zumindest die Einstiegshilfe realisiert wird.

2. Das Angebot: Voller Freude haben wir gerade vernommen, dass die Freien Wähler im Chor der Dissonanzen harmonisch bleiben wollen; auch wenn sie manchmal aus dem Takt fallen. Die der ABL zugedachte Klarinette ist mein Ding nicht. Mir liegt da eher der Bass. Wenn Herr Striegel mit seiner Posaune mitmacht, bieten wir an, den Freien Wählern einmal den Marsch zu blasen.

 

Sehr geehrter Herr Bührer,

danke für Ihre umfassende und kommentierende Darstellung dieses Zahlenwerkes. Wir wollen hoffen, dass Ihre optimistische Diagnose auch eintritt. Nach Ihrem Vortrag wäre zu den Zahlen eigentlich schon alles gesagt. Ich werde mich deshalb auf Anmerkungen im Allgemeinen beschränken. Wenn wir den Haushalt, der in Ihrer Kämmererverantwortung erstellt wurde, mit der Finanzpolitik des Bundes vergleicht, dann merkt man schnell, dass es einen grundlegenden Unterschied gibt: die Seriosität. Ein kommunaler Kämmerer trifft einen ’Bundeskämmerer’: Sagt der Kommunale: „Es gibt wohl viele Wege um an Geld zu kommen, aber nur einen Einzigen, der anständig ist.“ „Und der wäre?“, fragt der ’Bundeskämmerer’. Darauf der kommunale Kämmerer: „Ich habe mir gleich gedacht, dass Sie den nicht kennen.“

Sehr geehrter Herr Guderjan,

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

und wieder ist ein Jahr fast vorüber, ohne dass wir den eigentlich wichtigsten Jubiläumstag gebührend gefeiert hätten: Der Erschaffung der Welt. Wir kennen nämlich das genaue Datum. Es ist der 23. Oktober, 4004 v. Chr. Das errechnete im Jahre 1654 James Ussher, ein gelehrter Prälat der anglikanischen Kirche. Zu diesem Schluss war er durch sorgfältiges Studium und wörtliche Auslegung der Ahnentafel in der Bibel gekommen. John Lightfoot aus Cambridge konnte auch noch den genauen Zeitpunkt errechnen: es war um 9.00 Uhr. Morgens natürlich. Immerhin gab es Gewaltiges zu tun. Und alles Große braucht seine Zeit. Das haben inzwischen auch einige neue Regierungsmitglieder in Berlin erkannt. Wollten sie noch vor einigen Jahren die Welt in Minuten erschaffen und das Steuersystem auf einen Bierdeckel pressen, so sieht das inzwischen ganz anders aus. Nach der Treibjagd haben sie mittlerweile die Langsamkeit entdeckt. Aber zurück zum 23. Okt. 4004 v. Chr., 9.00 Uhr morgens. Genau zu dieser Zeit begann der Schöpfungsakt. Sonntagmorgen, 9.00 Uhr. Sie haben Ihre Zweifel? Aber wieso, frage ich Sie, sollte das so absonderlich sein? Immerhin enthält die Bibel eine fortlaufende männliche Abstammungsfolge von Adam bis Salomon, für die Zeit danach kennt man bis zur Zerstörung des Tempels die Herrschaftsdauer der Könige und den Rest erhält man durch Analogieschlüsse.

Kokolores, meinen die Aufgeklärten. Denn immerhin liegt zwischen Ussher und heute die Aufklärung: der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit, wie Kant das definiert hat. Der Ausgang eben, nicht der Eintritt. Und deshalb kann man heute nicht mehr an diesen Unsinn glauben. Auch das Schlaraffenland mit Flüssen aus Wein und Milch, dazu die fliegenden wiewohl gebratenen Tauben, hat als Utopie ausgedient. Milchseen und Butterberge haben, das weiß man, ganz andere natürliche Ursachen. Und auch der Jungbrunnen – die Quelle der ewigen Jugend und des ewigen Lebens – ist ausgetrocknet. „Welcher ein altes Weib hat / - könnte natürlich auch alter Mann heißen - der schick sie auch mit in das Bad / sie baden kaum drey Tage / so wird ein junges Dirnige darauß / vngefehr bey achtzehen Jahren“ schrieb früher mal jemand. Heute glaubt niemand mehr an diese Utopie. Wobei es funktioniert immer noch, nur eben anders.

Aber der 23. Okt. 4004 v. Chr., oder das Schlaraffenland oder der Jungbrunnen: das sind doch nun wirklich Legenden, Mythen, Ammenmärchen, Lügenmärchen, Desinformationen. Nichts was von Heute wäre. Hic et nunc zählen Fakten. Doch die heißen auch heute wieder Jungbrunnen, sprich Wachstumsbeschleunigungsgesetz oder Märchen vom Schlaraffenland, sprich „mehr Netto vom Brutto“. Und wer Herrn Ussher und seine Berechnung skurril findet und hochmütig über solchen Aberglauben die Nase rümpft, muss erst einmal verständlich erklären, wie man die 85 Mrd. Euro neue Schulden, plus 15 Mrd. Euro für die Bankenrettung, zukunftsorientiert, nachhaltig, sozial ausgewogen und gerecht nennen kann. Natürlich werden dafür auch einige Steuern gesenkt. Z. B. die Mehrwertsteuer auf Übernachtungen. Vergegenwärtigen Sie sich die Dimension dieser Zahlen, dann wird Ihnen klar, dass es mit solchem MURKS den Kommunen an die Gurgel geht. Das ist inhaltlich und von der Größenordnung her gesehen, keine nachhaltige antizyklische Politik. Gleichzeitig wird für 2011 ein strikter Sparkurs angekündigt – Sparen bedeutet hier – und den Familien wird mehr Geld versprochen. Nur: den Familien müssen es die Kommunen wieder nehmen, um ihre Pflichten erfüllen zu können und wenn Bund und Land ab 2011 tatsächlich sparen wollen, dann wird dies nur auf Kosten der Kommunen oder direkt auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger gehen. Denn wie Tucholsky schon feststellte: Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist! Das gilt auch für Haushaltslöcher.

Außerdem wird hier die Spirale der Verschuldung beschleunigt, die wiederum direkt die Kommunen belastet. Die Kommunen wären ohne Finanzzuweisungen von den Ländern und vom Bund nicht handlungsfähig. Sie sind also substanziell von diesen Finanzzuweisungen abhängig. Nun ist das keine Gnade - schließlich werden die Einnahmen von Bund und Land auch von den Bürgerinnen und Bürger in den Kommunen, also auch hier in Kenzingen, erwirtschaftet - sondern es ist die Verteilungssystematik. Wenn sich der Bund aber verschuldet, egal ob für Sinnvolles und Unsinniges, wird er zukünftig die vorhandenen Finanzmittel nur an die Länder und Kommunen geben, denen es noch schlechter geht. Das bedeutet, Kommunen, die solide wirtschaften oder solide haushalten wollen, laufen Gefahr, zukünftig weniger Zuweisungen zu erhalten. Denn wieso sollten Bund oder Land, in der Logik dieses Finanzierungssystems, an Kommunen Finanzmittel geben, denen es scheinbar besser geht? Wenn Bund und Land sich verschulden, impliziert dies automatisch die Aufforderung an die Kommunen, Gleiches zu tun. Ergo: den Zweitletzten beißen die Hunde und der muss es über Gebühren dann wieder beim Letzten, den Bürgerinnen und Bürgern einkassieren. Und die Finanzspezialisten in Berlin sind wahrscheinlich der Ansicht: Wir leben zwar über unsere Verhältnisse, aber immer noch unter unserem Niveau.

Fast eine niedliche Randnotiz ist es dann nur noch, wenn die FDP, die doch eigentlich immer so tut, als ob sie die Steuern für alle reduzieren und das Steuersystem insgesamt vereinfachen will, mit ihrem ersten Gesetz direkt ihr Klientel bedient und gleichzeitig das Steuersystem wieder mal ein Stück komplizierter macht. Aber wieso sollen sie mit dem Haushalt solider umgehen als mit der Umwelt?!

Denn das fügt sich nahtlos in die bekannte und kaum zu ertragende Ideologie ein. Nur Wachstum sichert Fortschritt und ist unendlich möglich. Notfalls wird dieser Planet einfach aufgeblasen. Wie war doch eine Parole im Bundestagswahlkampf: Alles, was Arbeit schafft - ich sage es noch einmal, denn diese Aussage muss man sich in ihrer Radikalität und Dummheit wirklich bewusst machen: alles, also alles, was Arbeit schafft, ist sozial. Unglaublich! Aber so werden eben Wahlen gewonnen. Das ist so daneben, als wenn Referent Ussher auch noch die Sekunde für den Schöpfungsbeginn angegeben hätte.

Ein Vorteil hat die moderne wissenschaftliche Altersberechnung. Nach dem von Ussher berechneten Erdzeitalter wäre die geplante Neuverschuldung von 85 Mrd. € verteilt auf jedes Jahr 14 Mio. €. Die moderne Forschung hat dies mit ihren 4,5 Mrd. Jahren auf lumpige 19 € reduziert. Immerhin.

Nun waren das bis jetzt für einen Gemeindehaushalt ziemlich große Zahlen, über die ich mich bisher geäußert habe. Doch wir haben gesehen, dass diese großen Zahlen uns nicht nur peripher tangieren, sondern dass Abwrackprämie, Opelhilfe und Mehrwertsteuer auf Übernachtungen uns voll treffen werden. Und deshalb muss das auch gesagt werden. Viele kleine Tropfen aus vielen kleinen Gemeinden füllen das Fass und einer bringt es dann zum Überlaufen.

Eigentlich ist das Fass aber schon lange voll. Wir haben erlebt wie monatelang über Milliardenhilfe für einen Autokonzern diskutiert wurde. Dort! Hier diskutieren wir über die Erhöhung der Kindergartenbeiträge, über die Sanierung einer Skateranlage oder darüber, ob wir den maroden Wonnentäler Weg oder die für Fußgänger gefährliche Industriestraße sanieren. Dort ist nur die Höhe in Milliarden interessant, hier geht es um ein „ob überhaupt“. Natürlich geht es auch bei Opel um Arbeitsplätze und damit um Menschenschicksale. Aber vergleicht man die Höhe der Summe mit den Arbeitsplätzen, dann sieht man sofort das Ungleichgewicht. Und eine Autoindustrie mit Überkapazitäten kann nur noch in den Köpfen der altvorderen Lobbyisten systemrelevant sein. Tatsächlich ist sie eher systemschädigend. Systemrelevant ist da schon eher der Mittelstand. Nicht der von Wirtschaftsweisen und Bundespolitikern so genannte. Legt man deren Maßstab an, wenn sie von Mittelstand sprechen, dann beginnt dieser bei ungefähren 1000 Mitarbeitern. In dieser Logik findet dann hier bei uns in der Gemeinde, mit allen Handwerks- und vorhandenen Industriebetrieben, mit Handel und Gewerbe höchstens eine Subsistenzwirtschaft statt. Deshalb darf man sich nicht wundern, wenn Milliarden in Projekte und Konzerne gesteckt werden, die eigentlich einem vergangenen Erdzeitalter angehören. Oder wenn Institutionen für systemrelevant statt für verfassungswidrig erklärt werden. Aber ärgern muss man sich.

Ärgern könnte man sich auch über den Haushalt der Stadt Kenzingen. Nach einigen Jahren der Konsolidierung hätte fast mal Hoffnung aufkeimen können, dass auch in Kenzingen um das Fell des Bären gestritten werden kann. Nichts war’s! Auch wenn wir insgesamt mit diesem Haushalt trotz Kreditaufnahme 2010 noch gut leben können. Es bleibt vorläufig so wie es seit Jahren in Kenzingen üblich ist: dieser Haushalt ist nicht das Resultat eines Verteilungskampfes in einer Haushaltssitzung sondern eher das Abschlussdokument der Arbeit des Gemeinderates im vergangenen Jahr und Auftragsdokument an die Verwaltung für das kommende Jahr. Das darf jetzt nicht als Kritik verstanden werden. Im Gegenteil. Was wir heute beschließen, wurde nicht nur in einer Sitzung durchgekaut, umgebogen oder zurechtgerückt. Nein, was wir heute beschließen das sind Gedanken, Vorschläge, Diskussionsergebnisse nicht nur des aktuellen Jahres. Die Verwaltung in Kenzingen – und das kann man jetzt durchaus als Kompliment verstehen – nimmt den Gemeinderat ernst. Sie gibt zwar auch Vorlagen, greift aber Anregungen und Vorschläge das ganze Jahr über auf und gibt sie dann auch wieder zur Entscheidung in das Gremium zurück. Nicht nur einmal im Jahr, bei den so genannten Haushaltsberatungen. Deshalb ist dieses Werk eben das Resultat einer gemeinsamen Arbeit im zu Ende gehenden Jahr.

Bei allem Lob bedeutet das natürlich nicht, dass wir als Gremium, oder konkret wir von der ABL-Fraktion mit allen Vorschlägen, Vorlagen oder mit allen Ergebnissen einverstanden sind. Ich erinnere an die Diskussion um die Gestaltung des Friedhofes oder um die neue Friedhofsatzung; ich nenne die Erhöhung der Kindergartengebühren, wo die ABL das Ausmaß der vorgeschlagenen Erhöhung kritisierte. Wenn die CDU hier von Einführung des Leistungsprinzips spricht, so muss ich dem deutlich widersprechen. Alleinerziehend zu sein oder die Anzahl der Kinder sagt für sich genommen noch nichts über die Leistungsfähigkeit einer Familie aus. Auch ist es nicht zutreffend, dass mit dieser Satzung Familien mit mehreren Kindern entlastet werden. Bei Familien mit zwei Kindern trifft dies noch nicht zu.

Weiter nenne ich z. B. die personelle und fachliche Ausrichtung des Bauhofes. Hier hätte die ABL eher den gärtnerischen Aspekt betont. Wir sind der Meinung, dass es auch in der Garten- und Landschaftspflege Entwicklungen gibt, die beachtet werden müssen. Grünpflege und Baumpflege sind Bereiche, die nicht nur aus klimatischen Gründen zukünftig mehr Bedeutung gewinnen werden – ich verweise hier beispielsweise auf die sich ändernde Bevölkerungsstruktur. Wir hoffen, dass die Steinbeispiele an den Ortseinfahrten nicht zum Maßstab künftiger Grünpflege werden. Meine Kollegin, Frau Kamphues, hat mich gebeten, in diesem Zusammenhang nochmals ausdrücklich auf die beispielhafte Begrünung in den Ortseinfahrten von Herbolzheim hinzuweisen. Ich habe ihr aber erklärt, dass ich in einer Haushaltsrede in Kenzingen unmöglich lobend auf Herbolzheim hinweisen kann.

Werkrealschule: das ist auch eine Entscheidung, die im aktuellen Jahr vorbereitet und getroffen wurde. Es war ein guter Beschluss für die Schülerinnen und Schüler aus Rheinhausen, Weisweil und Kenzingen. Es war ein Beschluss, der getroffen werden musste. Leider! Ein Widerspruch? Ein guter Beschluss und dennoch leider? Ja! Es wäre unverantwortbar gewesen, würden wir nicht zusammen mit den anderen Gemeinden eine Werkrealschule anbieten. Es war gut, weil es für die Betroffenen nützlich und eigentlich ohne Alternative ist. Ebenfalls in diesem Sinne positiv ist es, dass wir die Schulsozialarbeit umstrukturieren und das Angebot erhöhen. Was sich konkret an den Haushaltszahlen ablesen lässt. Ebenfalls positiv ist es, wenn der Kreistag im Januar das Projekt „Auszeit“ beschließt. Dort werden dann ebenfalls zusätzliche Stellen geschaffen, nämlich 2 Lehrer und 2 Sozialpädagogen. Allerdings zeigt dieses Projekt, wie auch die Schulsozialarbeit und das System Werkrealschule, dass insgesamt im Bildungsbereich radikale Veränderungen notwendig wären. Davor schrecken aber die Verantwortlichen in Stuttgart aus Angst oder Ideologie noch zurück. Und deshalb müssen wir an der Basis Kleinarbeit, Projektarbeit etc. machen, die zwar für sich gesehen sinnvoll sind, aber eine grundlegende Bildungsreform nicht ersetzen können. Es gehen letztendlich wertvolle Zeit und eigentlich nicht vorhandene Finanzen verloren. Seit Jahren mahnen Wissenschaftler schon Reformen im Bildungssystem an. Eigentlich wissenschafts- und fortschrittsgläubige Menschen zucken jedoch zusammen, wenn sie aus den Erkenntnissen der Gehirnforschung Konsequenzen ziehen sollen. Schwerpunkte auf Kleinkinderbetreuung, Vorschulerziehung, kleinere Klassen, längeres gemeinsames Lernen und und und. Die Forderungen der Fachleute sind groß, die Reaktionen der Politik klein. Und schließlich kommt dann so ein fauler Kompromiss heraus, dass auch der noch etwas Geld erhält, der staatliche Bildungsangebote nicht annehmen will. Es kann doch nicht Aufgabe der Gemeinschaft sein, in diesem Falle des Staates, an Menschen, die sinnvolle Angebote ablehnen auch noch Geld dafür zu bezahlen. Das müsste dann konsequenterweise auch noch auf viele andere Bereiche ausgedehnt werden.

In der Bildungspolitik vertreten wohl besonders viele Verantwortliche die Ansicht: Wenn man sich mal eine Meinung gebildet hat, soll man sich nicht durch Tatsachen verwirren lassen.“

Komisch. Nicht nur mit der Agenda 2010 wird den Bürgerinnen und Bürger vermittelt, dass sich die Zeiten geändert haben, dass der Einzelne mehr Leistung bringen muss, dass er ein Leben lang lernen muss, dass er mehr Eigenverantwortung übernehmen muss usw. Wenn es aber darum geht, mit einer entsprechenden Sozialpolitik, Bildungspolitik, Seniorenpolitik oder Jugendschutzpolitik auf diese veränderte Welt zu reagieren, dann ist auf einmal alles doch nicht so arg viel anders und man behauptet, auch mit den alten Methoden weitermachen zu können.

Vor einem Jahr war die neue Drehleiter der Feuerwehr noch brandneu. Inzwischen ist sie schon branderprobt. Und es hat sich gezeigt, dass diese Investition richtig war. Wer kein Mitglied der Feuerwehr ist, aber regelmäßig die Einsatzberichte von Herrn Weiß erhält, der weiß und schätzt, was die Feuerwehr leistet. Wir handeln richtig, wenn wir auch zukünftig in die Feuerwehr investieren. Deshalb unterstützen wir die geplante Verlagerung des Feuerwehrgrätehauses an den nördlichen Stadtbereich. Mit der dann frei werdenden Fläche kann – in welcher Art und Weise ist noch offen – auch in der Innenstadt für Senioren Wohnraum geschaffen werden.

Zusammen mit dem Feuerwehrgerätehaus sollen am nördlichen Stadtausgang noch weitere Projekte erstellt werden: Bauhof und Lebensmittelmärkte. Grundsätzlich begrüßen wir dies. Allerdings muss über die konkrete Bauverwirklichung noch im Gemeinderat gesprochen werden. Hier gilt, dass dieses Gremium entscheidet. Nicht willkürlich; aber nur Pläne Abnicken, das kann nicht sein.

Einerseits ist es positiv, wenn mit dem Um- oder Neubau eines Marktes die Angebotssituation in Kenzingen zukunftssicher stabilisiert wird – wenn man das glauben kann. Andererseits ist es aber auch bedauerlich, dass dann ein Markt, der noch näher am Zentrum ist, schließen wird. Während die Lebensmittelmärkte in den vergangenen 30 Jahren immer größer wurden und immer mehr nach außen drängten, haben sich zum Glück in der Innenstadt noch viele Geschäfte gehalten – auch Bäcker und Metzger. Das ist in vielen Städten nicht mehr der Fall. Dort drängt sich alles außerhalb am Rande eines großen Parkplatzes. Vielleicht gibt es auch mal wieder eine umgekehrte Entwicklung und kleinere Geschäfte mit Artikeln des täglichen Bedarfs ziehen zurück in die Innenstädte. Eine Tendenz hierzu ist stellenweise schon erkennbar. Nutzen wir also das Angebot, das es schon heute gibt. Denn wenn es demnächst ernst wird, mit einer wie auch immer realisierten verkehrsberuhigten Innenstadt müssen Geschäfte und Gastronomie vorhanden sein. Klein- und Einzelhandel ist mehr als nur eine folkloristische Kulisse.

Was würden Sie sagen, wenn ich behaupten würde, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Anzahl der gesichteten Störche und der geborenen Kinder gibt? Wahrscheinlich „Alles Unsinn“. Doch ist es statistisch eindeutig, dass es in Gegenden mit vielen Störchen mehr Kinder gibt, als in Gegenden mit wenig oder gar keinen Störchen. Hier eine Kausalität zu vermuten, ist wohl tatsächlich absurd. Aber nicht immer ist ein Zusammenhang von Ursache und Wirkung so eindeutig auszuschließen. Der gigantische Eisberg vor Australien! Ist dieser tatsächlich auf ein sich veränderndes Klima zurückzuführen? Flora, Fauna! Verändern sich diese aufgrund von Menschen verursachter Schadstoffemissionen? Lange Zeit war für viele die Antwort einfach. Nämlich: weitermachen. Aber die Konferenz in Kopenhagen und die vielen Menschen, die privat oder mit NichtRegierungsOrganisationen für einen Klimaschutz kämpfen, zeigen, dass auch in der Umweltpolitik die Erkenntnis von Ursache und Wirkung angekommen zu sein scheint.

Doch noch immer gibt es zu viele Wirtschaftsschlaue, Politiker oder Leserbriefschreiber, die noch nichts begriffen haben oder nichts begreifen wollen; doch ob Ignoranz oder bewusste Verantwortungslosigkeit, ob Dummheit oder Hedonismus: die Folgen für uns alle sind die gleichen. In Wyhl stünde ein Atomkraftwerk, die Überwerfungsbauwerke der Bundesbahn wären schon gebaut, Photovoltaik wäre nur eine Idee in den Köpfen von Wenigen und nicht real auf den Dächern vieler Häuser und über Holzhackschnitzel würde immer noch gelacht werden.

Da sich regenerative Energien und Atomkraft nicht miteinander verbinden lassen, wir uns aber eindeutig, auch in der Gemeinde, für regenerative Energie entscheiden müssen, fordern wir die Verwaltung auch heute wieder auf, eine mögliche Zusammenarbeit mit Anbietern alternativer Energien vorzubereiten. Ebenso beantragen wir, dass über eine Mitgliedschaft im TRAS beraten und beschlossen wird.

Sehr geehrter Herr Guderjan, wir danken Ihnen für Ihre Arbeit und Ihr Engagement im vergangenen Jahr. Ebenso danken wir allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Kenzingen für ihre Leistung und die ausgesprochen gute Zusammenarbeit im Jahr 2009. Unser Dank gilt auch den Kollegen und Kolleginnen im Gemeinderat für die gute Zusammenarbeit in der Vergangenheit und allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die sich im vergangenen Jahr für Kenzingen, für Stadt und Ortsteile, engagiert haben. Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und ein gutes Jahr 2010.

Wie unberechenbar selbst die allernächste Zukunft ist, zeigen uns täglich Börse und Wettervorhersage. Nicht erst seit einem Jahr irren die Wirtschaftsweisen mehr als dass sie zur Erkenntnis beitragen. So ein Problem hatte auch schon Bismarck. Er verbot dem meteorologischen Institut in Berlin, seine Vorhersagen zu veröffentlichen: Es sei nicht angängig, schrieb er in seinem Erlass, dass sich eine Reichsbehörde ständig irre.

Und wenn unser Etat dann nur noch aus Pflichtausgaben besteht, können wir es uns bei den nächsten Haushaltsreden einfach machen: Ein lang gedienter Pfarrer gibt seiner Haushälterin am Samstag folgenden Auftrag: „Legen Sie mir bitte für Sonntag ein frisches Hemd und eine alte Predigt bereit!“

Dem Haushalt für das Jahr 2010 stimmen wir zu.

Für die ABL: Stefan Bilharz